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Ein altes Lied: die Universität und ihre Platznöte

Mit seiner Unterschrift unter den Vertrag mit der Preußischen Staatsregierung vollzog der Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 29. Mai 1919 die Gründung der Kölner Universität. Am 12. Juni wurde sie mit einem Festakt im Gürzenich durch Kultusminister Carl Heinrich Becker eröffnet. Sie bestand zunächst aus den auch räumlich isolierten Fakultäten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Medizin. Während letztere ihren Schwerpunkt in der Krankenanstalt Lindenburg im Stadtteil Lindenthal, also weit ausserhalb der ersten Stadterweiterung hatte, nutzte die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, aus der sich bereits am 9. Januar 1920 eine Rechtswissenschaftliche Fakultät und am 3. Mai 1920 die Philosophische Fakultät (unter Einschluß der Naturwissenschaften) herausdifferenzierten, das 1906 bezogene Gebäude der Handelshochschule am Römerpark in der Südstadt.

Der von dem Darmstädter Architekten Vetterlein entworfene Bau erwies sich für die neue Universität als zunehmend unzweckmäßig: Zum einen wurde die große Entfernung zu der in Lindenthal gelegenen Medizinischen Fakultät bedauert; der zweite Kölner Rektor Prof. Dr. Friedrich Moritz etwa erhielt aus diesem Grunde als Direktor der II. Medizinischen Universitätsklinik einen Dienstwagen aus dem städtischen Fuhrpark, um beide Tätigkeiten wahrnehmen zu können. Zum anderen nahm die Zahl der Studierenden zwischen 1919 und 1929 um mehr als das Vierfache zu:  1929 beherbergt das Gebäude an der Claudiusstraße neben Verwaltungsräumen für Rektor, Studierendensekretariat, Kuratorium (Verwaltung), Dekanate und Prüfungsämter noch 27 Seminare und Institute der WiSo-, der Rechtswissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät. Weitere 15 Institute und zwei Hörsäle befanden sich in Räumen der Maschinenbauschule und der Kölner Werkschulen am Ubierring, in verschiedenen angemieteten Privathäusern und im Schulgebäude Severinswall. Annähernd so weit wie die Medizinische Fakultät war das Botanische Institut an der Vorgebirgsstraße von der Universität entfernt.

Die Klagen von Studierenden und Mitarbeitern über die unzulänglichen Raumverhältnisse, die einem weiteren Aufschwung der Universität entgegenstanden, nahmen seit 1924 zu. Bei der Rektoratsübergabe an Hans Planitz resümierte Prorektor Zinsser die so: "Die Unhaltbarkeit des bestehenden Zustandes war schon längst allgemein anerkannt. Trotzdem waren die Stadtverordneten, die im Laufe des Sommers die Universität im Betriebe besichtigten, von dem was sie sahen, - man kann wohl sagen - erschüttert. Es wurde sogar der Verdacht ausgesprochen, der bei der Besichtigung führende Rektor habe Potemkinsche Dörfer, freilich im umgekehrten Sinne vorgeführt. Und doch sahen sie nichts anderes, als unsere alltäglichen Räume und unseren alltäglichen Betrieb in ihrer alltäglichen Überfüllung und Bedrängnis."

Am 29. Juli 1929 beschloß die Mehrheit im Kölner Stadtrat einen Universitätsneubau im Grüngürtel zwischen Bachemer und Zülpicher Straße. Der Universitätsneubau, wie er sich bis heute präsentiert, stellt sich als Torso des ursprünglichen Gesamtkonzepts dar, das neben zwei winkelförmigen Anbauten an den beiden äußeren Institutspavillions noch einen Magazinturm für die in Lindenthal zentralisierte Universitäts- und Stadtbibliothek vorsah.